Endlich wieder R.E.M. live! Es ist schließlich schon 3 Jahre her, seit ich sie zum letzten Mal auf einer Bühne sah.
Ich hatte eine großartige Zeit in Amsterdam. Nach meiner Ankunft wollte ich mich mit Rachel treffen (die schon länger in Amsterdam war – am Abend vorher gab’s schließlich das Radiohead-Konzert, im gleichen Park wie das R.E.M.-Konzert), und was soll ich sagen: Ich stehe in der Amsterdamer Fußgängerzone und rufe sie gerade an, da kommt sie direkt neben mir aus einem Laden geschossen, das Telefon am Ohr. Amsterdam ist ja doch klein!!
Was sich später (so gegen halb zwei oder so) wieder bestätigen sollte, denn ZUFÄLLIG begegnete uns doch glatt in einiger Entfernung Michael Stipe auf der Straße. Ich schaffte es, zwei unscharfe Paparazzi-Fotos zu schießen:
Damit nicht genug, fuhr wenig später Thom Yorke auf dem Fahrrad an uns vorbei. Wie bizarr ist das denn? Er schien extrem gut gelaunt und zog lachend den Kopf ein, weil es gerade anfing zu regnen. Rachel freute sich natürlich!
Wir hatten alles richtig gemacht: Während andere schon seit vormittags vor dem Konzert-Areal ausharrten, verbrachten wir den Regenguss/das Gewitter in einem netten Café, gingen noch im amerikanischen Buchladen vorbei, wo Michael Stipe und Fotograf David Belisle am Abend zuvor eine Signierstunde für das „Hello“-Buch gehabt hatten, und trafen dann ganz relaxed gegen 4, während des Soundchecks, vor den Toren des Westerparks ein. Früher wäre auch gar nicht nötig gewesen, denn es war noch nicht viel los, und schließlich hatten wir ja die schönen Fanclub-Tickets und –armbänder. Welche uns dann um 6 Uhr einen schönen Platz in der zweiten Reihe sicherten, direkt vor Mike Mills. Zuerst tröpfelte es noch vom Himmel, aber als die Show losging, hörte der Regen komplett auf. Ha!
Ab halb acht spielten als Vorband die Modern Skirts, Hometown-Kollegen von R.E.M. aus Athens, Georgia. Mike Mills, der deren Album produziert hat, gesellte sich für ein Stück am Bass dazu:
Ansonsten waren die Typen recht jung, und ihre Musik war netter Pop, mit mehrstimmigem Gesang, nichts Besonderes, aber doch Gute-Laune-Musik.
Recht pünktlich gegen 21 Uhr kamen dann R.E.M. auf die Bühne und nahmen die übliche Aufstellung ein, Peter und Scott rechts, Mike links von Michael. Michael war wie immer auf dieser Tour sehr ordentlich im dunklen Anzug mit Krawatte gekleidet und diesmal ohne auffällige Schminke, und Peter hatte doch tatsächlich wieder dieses braune Hemd an, das er anscheinend seit Jahren immer auf Konzerten trägt …
Es ging sofort rockig los und dann auch so weiter, es war ein sehr rockiges Set, kaum langsame Titel. Yeah! Hier die Setlist:
Living Well Is The Best Revenge
What’s The Frequency, Kenneth?
Bad Day
Drive
Man-Sized Wreath
Ignoreland
Accelerate
Walk Unafraid
Hollow Man
Imitation Of Life
7 Chinese Bros.
Driver 8
Houston
Don’t Go Back To Rockville
The Great Beyond
The One I Love
Until The Day Is Done
Let Me In
These Days
Horse To Water
Orange Crush
I’m Gonna DJ
(Pause)
(Zugabe:)
Supernatural Superserious
Losing My Religion
Electrolite
Pretty Persuasion
Man On The Moon
Die Band schien gut gelaunt zu sein, grinste viel und wirkte relaxed. Michael begrüßte das Publikum, sagte, dies sei das erste Konzert dieser Tour in Europa, und schon ging es weiter. Der Sound war prima, alles klang präzise, Michaels Stimme war hier und da ein bisschen rau, aber total OK. Er versuchte sich hier und da in Song-Ansagen, die er dann mittendrin kichernd abbrach, und alles verlor sich in Albernheit. Manchmal versuchte er auch, die Zurufe aus dem Publikum aufzuschnappen, verstand aber natürlich nichts (die Bühne war recht hoch und weit vom Publikum entfernt … jedes Mal, wenn Michael seine Textblätter ins Publikum warf, landeten sie im Bühnengraben) und sagte dann stets „Anyway …“ Nur als es wieder mal um die „current administration“ der USA ging (z.B. bei „Houston“), wurde er ernst.
Es war komisch, die fünf Leute da direkt vor mir auf der Bühne zu sehen – als würde man seine eigenen Verwandten, oder alte Bekannte, nach längerer Zeit wieder treffen. Irgendwie normal … Es gab eine nette Lightshow, und auf die Licht-Matten hinter der Band sowie auf die Leinwände links und rechts der Bühne wurden fortwährend künstlerisch verfremdete Bilder der Band projiziert, wie man das heute eben so macht. Der Kameramann, der deswegen ständig vor Michael hin- und herfuhr, störte etwas, aber egal! Das Publikum war relativ alt (so alt wie die Band eben …), viele 40- oder 50-Jährige, und wirkte insgesamt typisch Amsterdamerisch: sehr nett, gut aussehend und relaxed. Deswegen ging es auch nicht sehr wild ab, und vorne hatte man prima Platz zum tanzen. Die Stimmung war aber trotzdem gut.
Bei „Rockville“, das ich sehr mag, sang natürlich Mike Mills, mit Cowboyhut auf dem Kopf, und Michael wurde ans linke Mikro verbannt. Er war den ganzen Abend irgendwie mehr zu Peters Seite hin orientiert, keine Ahnung, woran das lag. Aber manchmal kam er auch zu uns rüber. Irgendwann tauchte übrigens der Sänger der Modern Skirts hinter uns auf, mitten im Gewühl.
„Let Me In“ ist ja etwas langsamer, und das sangen sie im intimen, Wohnzimmer-artigen Kreis um das Piano geschart, wobei Bill Rieflin Gitarre spielte. Schön fand ich, dass sie „Ignoreland“ gespielt haben (lange nicht gehört – ich wird’s gleich mal wieder rauskramen!) und „Driver 8“ und „These Days“ und „The Great Beyond“, das ich immer gern höre, und „Imitation Of Life“, ach, so vieles! Es ist doch immer für jeden was dabei. „Orange Crush“ ist ja auch immer schön, „Supernatural Superserious“ kommt live auch gut, und „Electrolite“ mag ich auch immer noch gern. Während des Solos bei diesem Lied tanzt Michael aber jetzt leider nicht mehr so nett, sondern forderte alle auf, ihre Handys in die Luft zu halten. Das sah natürlich zugegebenermaßen prima aus (inzwischen war es ja auch dunkel.) Überhaupt war mir aufgefallen, dass Michael nicht mehr so viel und wild tanzt wie früher. Liegt es an seinem fortgeschrittenen Alter? Nee, das kann eigentlich nicht sein. Auch zieht er sich nicht mehr fast komplett aus. Schade! In Amsterdam behielt er den kompletten Anzug bis zum Ende an, zog sich nur am Ende etwas das Hemd aus der Hose, wobei er noch ein gestreiftes T-Shirt freilegte. Das macht drei Lagen Kleidung – er muss sich tot geschwitzt haben!
Am Anfang hatte Michael gesagt, wenn es doch noch anfange zu regnen, bekäme jeder von ihm 2 Euro … oder einen Kuss! Gebrüll. Es hat ja dann nicht geregnet. Er fragte auch, wer gestern bei Radiohead-Konzert gewesen sei (noch mehr Gebrüll) und sagte später: „We have Anton Corbijn with us tonight, we have Radiohead with us tonight (Rachel rief sofort: „Where?“), and we have the editor of BUTT magazine with us tonight.“ Während der Zugabe, als es aufs Ende zuging und nachdem er die Band vorgestellt hatte, bedankte sich Michael in seiner aufrichtigen Art dafür, dass wir alle gekommen waren, und sagte, er habe sich sehr gefreut, nach längerer Zeit mal nicht „nur“ als Tourist in Amsterdam zu sein, sondern mal wieder mit der Band aufzutreten. Toll war dann noch, dass sie „Pretty Persuasion“ gespielt haben, und den Abschluss bildete wie immer in letzter Zeit „Man on the Moon“. Und dann war Schluss. Schade, aber bei 28 Songs kann man sich nicht beschweren!
Unser Heimweg verlief so problemlos wie unsere ganze Zeit in Amsterdam, in 10 Minuten waren wir am Leidseplein und ließen den Tag bei einem Cocktail Revue passieren.
Hier ein paar wenige Bilder:
Am nächsten Tag liefen wir noch etwas durch Amsterdam, trafen NATÜRLICH noch Peter Buck mit einer Buchladen-Tüte und traten nachmittags den Heimweg an, um schöne Erinnerungen reicher.
Hier gibt es sämtliche Fotos des Konzerts.
English version. Pictures and set list see above!!
After 3 years R.E.M. live again – finally!
I had a great time in Amsterdam. After my arrival, I was going to meet Rachel (who had been there for a few days already – she saw Radiohead there the night before, at the same park where R.E.M. were playing tonight). And what shall I say: I’m in Amsterdam’s shopping area, just calling Rachel, and there she comes running out of a shop right next to me, holding the mobile to her ear. Amsterdam is very small indeed!!
Which was confirmed a little later (at half past one or so) when, just by chance, we saw Michael Stipe in the street, in some distance. I managed to shoot two wobbly paparazzi-pictures.
As if this wasn’t enough, a short time later Thom Yorke went past us on a bike. How bizarre is that? He seemed in an extremely good mood and ducked his head, grinning, because it had started to rain. Rachel was of course extremely pleased!
We had done everything right: Whereas others had been sitting in front of the venue since late morning, we spent the thunderstorm and rain in a nice café, went by the American bookstore where Michael Stipe and photographer David Belisle had done a book signing the night before for the „Hello“-book, and, in a very relaxed mood, arrived at the gates of Westerpark around 4 o’clock, while the soundcheck was in progress. Earlier wouldn’t have been necessary, because there still weren’t many people yet, and then we had the nice fanclub tickets and wristbands. Which, at 6 o’clock, brought us a nice place in the second row, directly in front of Mike Mills. At first, a few raindrops were coming down, but as soon as the show started, it stopped completely. Ha!
From half past seven onwards, support act The Modern Skirts played, from Athens, Georgia. Mike Mills, who produced their album, joined them on bass for one song.
The guys from the band were rather young, and they made nice pop, nothing special, but quite sunny and with nice harmonies.
Punctually, at around 9 o’clock, R.E.M. entered the stage and took their usual positions, with Peter and Scott on the right and Mike to the left of Michael. Michael was, as always on this tour, immaculately dressed in a dark suit with tie and without any exaggerated make-up, and Peter actually wore the same brown shirt he seems to wear at every single gig!
It started with a raving rock song and went on like that; it was a very rocking set, with very few slow titles. Yeah!
The band seemed to be in a good mood, they grinned a lot and seemed relaxed. Michael said hello to the audience, and that this was their first gig outside of the US on this tour, and on it went. The sound was great, everything sounded very precise, Michael’s voice was a little hoarse at times, but that was OK. He tried to announce some of the songs with stories, but more than once his announcements trailed off in the middle, and he giggled and didn’t finish them, and everything dissolved into silliness. Sometimes he also tried to respond to calls from the audience, but of course he didn’t understand a word (the stage was rather high and far away from the crowd … every time Michael threw his lyric sheets from the stage, they landed in the pit) and then always said „Anyway …“. Only when talking, as usual, about the „current administration“ of the US (for example before „Houston“), he became serious.
It was kind of funny to see these five people on stage right before me – almost as if meeting one’s relatives or old friends after a long time. Normal, somehow. There was a nice lightshow, and on the light-sheets behind the band, as on the big screens left and right of the stage, pictures of the band, artistically distorted (as such things are done these days), were projected. The cameraman who shot these pictures was a little annoying because he kept sliding his camera from left to right in front of Michael constantly, blocking the view, but of course he had to be there and it was OK. The people in the crowd were rather old (just as old as the band members, actually …), many 40- or 50- year olds, and on the whole seemed typical for Amsterdamers: very nice, good looking and relaxed. Because of that, it was not very wild, and in the front we had a lot of room to dance. But the mood was great just as well!
„Rockville“, which I like very much, was of course sung by Mike Mills, in a cowboy hat, and Michael was sent to the left microphone. Somehow, he was always more oriented to Peter’s side during the whole evening, I don’t know why. But sometimes he came over to us as well. Suddenly, the singer of Modern Skirts turned up behind us in the middle of the crowd.
„Let Me In“ being a slow song, they played it in an intimate, living-room-style circle around the piano, with Bill Rieflin on guitar. I liked to hear „Ignoreland“ which I hadn’t heard in a long time (I’m going to listen to it later today), and „Driver 8“ and „These Days“ and „the Great Beyond“, which I always like to hear in a show, and „Imitation of Life“, oh so many great songs! They always have something for everybody. „Orange Crush“ is always nice live, „Supernatural Superserious“ is also great live, and I still like „Electrolite“, too. When the solo in this song is played, Michael sadly doesn’t do his funny dance anymore, but gets people to hold their mobile phones up in the air instead. This looked great, admittedly (it was dark by then.) It struck me in general that Michael doesn’t dance as much as he used to. Is it because he gets too old for this? Nah, can’t be. Also, he doesn’t strip anymore till he’s almost naked. What a pity. At the Amsterdam show, he kept his full suit on until the end, only messed it up a little to reveal a striped T-shirt underneath. But that makes three layers of clothing … he must have been sweating !
At the beginning, Michael had said if it started to rain after all, he would give everyone 2 Euros … or a kiss. Everyone cheered. Well, it didn’t rain. He also asked who had been at the Radiohead show yesterday (even more cheers) and later said: „We have Anton Corbijn with us tonight, we have Radiohead with us tonight (Rachel at once shouted: „Where?“), and we have the editor of BUTT magazine with us tonight.“ During the encore, when the end was near and after having introduced the band members, Michael said „Thank you for coming“ in his sincere way and added that it had been great visiting Amsterdam as a band again after a long time, not just as a tourist. It was great that they then played „Pretty Persuasion“, and „Man on the Moon“ was the last song, as always on this tour. That was it. Too bad, but with 28 songs, you can’t really complain!
Our way home was just as easy as our whole time in Amsterdam, we were at Leidseplein in 10 minutes and let the day pass by again sipping a nice cocktail.
On the next day, we strolled through Amsterdam a little more, OF COURSE met Peter Buck carrying a plastic bag from a bookstore (I think) and travelled home in the afternoon, enriched by beautiful memories.
Here are all the pictures from the show.