Meine erste Kieler Woche! Und gleich krank! Aber Seeluft soll ja gesund sein.
Die Kieler Woche hat mehrere Teile: 1. Segelregatten, 2. Windjammerparade und sonstiges Schiffzeugs, 3. Internationaler Markt, 4. Volksfest mit Bühnen und allem Zubehör. Wir sahen die letzten drei.
Bei der Windjammerparade stellt man sich irgendwo an die Kieler Förde und wartet. Wenn man, wie wir, die Herausfahrt der Schiffe aus der Förde am Vormittag verpasst, guckt man sie sich eben beim Wieder-Reinfahren an. Die Großsegler haben die Segel sowieso nicht draußen. Aber da sind sie alle: die Gorch Fock, die Sedov, die Alexander von Humboldt aus der Beck’s-Werbung, usw. Ein schönes Bild, wenn große und kleine Schiffe da so rumfahren und hier und auch noch die planmäßige Fähre nach Göteborg oder Oslo dazwischen fährt. Später kann man einige Großsegler auch noch besichtigen.
Der Internationale Markt ist toll, hab ich so noch nicht gesehen: Essen und trinken aus allen möglichen Ländern, von Ungarn bis Ruanda. Und alle bringen ihre Biersorten und die dazu passenden Sonnenschirme mit. Die Franzosen tragen Strohhüte, bei den Schweden gibt es Elchburger, bei den Finnen Lachse, äh, und bei den Briten gab’s glaub ich NUR Bier.
Das Volksfest hat Kölner-Straßenkarneval-Dimensionen, oder Ringfest, als es das noch gab. Nur ist es fast komplett auf die Promenade am Wasser beschränkt, in anderen Staddteilen merkt man davon nichts. Rund um die Hörnbrücke (die sich lustig auffaltet, wenn ein Schiff durchwill) ziehen sich Fress- und Saufbuden, Karussells und Bühnen; durch den Schlosspark und dann die Kiellinie entlang, an GEOMAR-Institut und Landtag vorbei, kilometerweit, bis irgendwann ein Riesenrad signalisiert, dass da Schluss ist. So viele Fressbuden habe ich noch nie auf einem Haufen gesehen! Die müssen aus ganz Deutschland abgezogen worden sein. Bei den Getränken scheint es unter den Einheimischen üblich zu sein, sich zusätzlich zum Stand-Trinken noch die abenteuerlichsten Mischungen sowie Bier selbst mitzubringen und dann auf der Kai-Mauer sitzend zu konsumieren. Außer an den Bühnen gibt es noch laute Musik in verschiedenen Partybereichen; weiter hinten sitzen die Leute dann auch auf ihren dort vertäuten Yachten und feiern. Bei GOSCH findet man natürlich die Segel-Schickeria, die hier Schampus und Krabbenbrötchen vertilgt.
Interessante Studien sind hier möglich. So was wie eine Segel-Schickeria, einen Segel-Style, gibt es bei uns natürlich nicht. Wir haben z.B. auch verwöhnte, BWL oder Jura studierende Söhne im Polohemd, aber irgendwas ist bei denen in Kiel noch anders. Vielleicht die samtige, natürlich aussehende Segel-Bräune? Oder der doch noch etwas klischeehaftere Stil, bei dem man tatsächlich auch noch Bootsschuhe und einen geknoteten Pullover trägt und seinen Kragen gar nach oben stellt? Die Dichte der auf eine hochnäsige und lässige Weise extrem gut aussehenden Männer (weniger Frauen) war jedenfalls faszinierend.
Dem gegenüber gab es dann auch kaum rumgrölende Asis, bedauernswerte Kreaturen oder aggressive Anti-Klimax-Stimmung. Ich war erschüttert: Noch um Mitternacht keine einzige Schnapsleiche in der Gosse, keine Randale mit Polizeieinsatz, keine Scherbenberge, keine heulenden Mädels am Telefon, keine kotzenden Typen, keiner, der einen anfassen wollte, keine völlig enthemmten Weiber. Man versicherte mir, die Leute würden sich blendend amüsieren (danach sah es auch aus! Und trinken tun die einiges!!), aber dass sie total betrunken seien, würden sie eben nicht so raushängen lassen wie die Rheinländer. Wie angenehm! Und dann gingen auch alle gesittet nach Hause. Wirklich sehr interessant.
Ich fühle mich nun sehr maritim und freue mich auf meinen Sommerurlaub, in dem es auch noch einige Schiffe und Boote zu sehen geben wird.
Vielen Dank an dieser Stelle unseren großartigen Gastgebern in Kiel!!! Sie haben uns von einer eigenen Wohnung über Grillen mit allen Schikanen über Autofahrten bis hin zur organisatorischen Betreuung alles geboten!! Super, Leute!!!! Bis bald in Köln oder Kiel!!!!