17.10.2008

Frankfurter Buchmesse 2008

Auf die Buchmesse zu kommen ist für viele jedes Jahr wie nach Hause zu kommen, weil es so vertraut ist - auch dieses Jahr war vieles beim Alten: In einem Strom gut aussehender Verlagsmenschen passiert man die Eingänge und strebt den Messehallen zu; die Beschilderung ist jedes Mal gleich; wie immer wirbt in den Glaskästen nur der Verlag mit den Nackten; im unglaublich vollen Durchgang zwischen Halle 3.1 und Halle 4.1 riecht es wie immer nach Kaffee und getoasteten Käse-Schinken-Panini; im Foyer von Halle 4.1 steht ein großer gelber DUDEN, ein beliebter Treffpunkt; in Halle 4.1 gibt’s wie immer schlechte Luft und Kunstbuchverlage; schon läuft einem Cherno Jobatey/Guido Westerwelle/Wolfgang Joop/Elke Heidenreich/Ulrich Wickert/Oswalt Kolle (Nichtzutreffendes bitte streichen) vor die Füße. Kommt man in 3.1 rein, sind da zuverlässig Herder, Kiepenheuer & Witsch, Rowohlt; überall rennen Kamerateams herum; überall bringen Bedienstete neue Sekt-Kisten; man nimmt sich an den Ständen der großen Zeitungen alle Buchbeilagen mit; man rennt zu Terminen, trinkt Kaffee, hört den Klatsch aus der Verlagswelt. An jeder Ecke liest jemand etwas aus seinem Buch vor oder wird interviewt. Und überall Bücher, Bücher, Bücher, über die abstrusesten Dinge. Wer soll sie alle lesen?

Später tun dann die Füße weh. Die Raucher stehen draußen im Regen. Auf dem Teppichboden lungern die Buchhandels-Azubis herum. An den Ständen werden Häppchen gereicht. Die großen Tüten mit ZVAB- oder KORSCH-Aufdruck, die viele mit sich tragen, haben sich mit Verlagsvorschauen und Kram gefüllt. Man freut sich auf ein feines Essen am Abend, einen Empfang, eine Verlagsparty.
So ist es dort, und ich bin wahrlich süchtig danach. Es gibt jedes Mal andere Bücher, auch andere Menschen, aber da scheint die Kontinuität größer zu sein – abgesehen davon, dass ich hier jedes Jahr liebe alte Bekannte, Kollegen und Kunden treffe, gilt ja bei mir der Grundsatz: Wenn ich nicht mindestens 17 Mal an verschiedenen Orten Roger Willemsen begegne, ist es keine gute Buchmesse. Dieser Mann scheint jedes Jahr dort zu WOHNEN. Nachdem die Begegnung heuer um 18.30 noch nicht passiert war, war ich etwas verstimmt. Doch dann, auf dem Weg nach draußen, am Rowohlt-Stand: da war mein verlässlicher großer Kamerad! Außer der Frau, mit der er sprach, uns, die gerade gingen, und jemandem, der sauber machte, war niemand mehr in der Halle …Alles war gut.
Roger Willemsen
Ein sehr verlässlicher Gast vor allen möglichen Mikrophonen ist auch immer Sarah Wiener, die ja sehr umtriebig Kochbücher herausbringt. Da ich sie unglaublich attraktiv finde (was irgendwie keiner versteht), freute ich mich auch dieses Jahr wieder sehr, sie zu sehen.
Sarah Wiener signiert Bücher
Für mich ist diese Messe genau das Richtige: Bücher, wichtige Ereignisse und Menschen auf engstem Raum – endlich mal NICHT das Gefühl, etwas zu verpassen. Wo sonst drängelt man sich zwischen Hellmuth Karasek und Henry Maske durch, lernt bei einem Vortrag etwas über den Zufall, fährt dann mit dem schönen Steffen Seibert Rolltreppe, sagt verwirrt „Guten Tag, Herr Gernhardt“ zu Robert Gernhardt, lauscht dem Wissenschaftler Richard Dawkins neben einem FAZ-Reporter, der einschläft, und stibitzt im Vorbeigehen ein Schweinemedaillon aus der frisch gebratenen Auslage von Johann Lafer? (Alles schon geschehen).
Was ich im Vorbeigehen hörte:
„Ich hab nix gegen Michel Friedman. Ist halt’n Fernseh-Arsch.“
„Es ist aber schon was mit Sex, oder?“
„He, beim Ullmann Verlag können wir noch nen Cocktail kriegen, und dann ab.“
„Kennen Sie schon Deutschlands erste Feng-Shui-Tankstelle?“
„Welcher Verlag hat eigentlich noch KEIN Buch mit dem Dalai Lama gemacht?“
„Da kommt der Pamuk.“ – „Also, ich kann sein Zeug nicht lesen. Ich find das SO langweilig.“
„Gucken Sie China an: Da geht’s ja nicht dem Kapitalismus schlecht, eher der Demokratie.“ (Marc Hujer, über sein Buch „Die wiedervereinigten Staaten von Amerika“ sprechend)
„Man darf, im Leben, der Tür nicht nur aufstoßen. Man muss durch der Tür hindurchgehen.“ (Bruce Darnell)
Bruce Darnell
Auch sehr attraktiv: Andrea Meier von 3-sat Kulturzeit. Nur ihr Schweizer Akzent ist etwas anstrengend …
Andrea Meier

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